Auf über 2000 Metern über Meer – und ausschliesslich zu Fuss oder per Helikotper erreichbar – wurde die neue Brunnenstube 'Lag da Tgauns' errichtet. Die Brunnenstube ist ein wichtiger Bestandteil der Disentiser Wasserversorgung und liefert in Spitzenzeiten bis 44l/s bzw. 2640l/min ins Tal. Dies entspricht einer Wassermenge von 16 vollen Badewannen, die jede Minute ins Tal gelangt.
Nachdem das Wasser die Turbinen von zwei Trinkwasserkraftwerken angetrieben hat, steht es in höchster Qualität als Trink- und Löschwasser zur Verfügung. Ab 2026 wird die Brunnenstube über einen Besucherraum öffentlich einsehbar sein.
Mehrere Kameras in der Brunnenstube sollten zuverlässig mit dem bestehenden Netzwerk in der Leitzentrale verbunden werden – und das über eine beachtliche Distanz von über 6 Kilometern. Unsere Lösung: Ein WLAN-Richtstrahl. In diesem Beitrag zeigen wir, wie wir das Projekt geplant, umgesetzt und getestet haben.
Ein WLAN-Richtstrahl ist ein gebündeltes, gezieltes WLAN-Signal.
Normalerweise senden WLAN-Router ihr Signal in alle Richtungen gleichmässig (Rundstrahl). Bei einem Richtstrahl hingegen wird sie auf einen bestimmten Bereich oder eine bestimmte Richtung konzentriert. Das führt zu einer höheren Reichweite und einer besseren Verbindung.
Die Anforderungen an unser Projekt waren klar: Mehrere IP-Kameras sollten kontinuierlich Live-Bilder und Aufzeichnungen übertragen. Die Daten mussten dabei gleich zweimal ein Tal überqueren – und das ohne direkte Sichtverbindung. Gleichzeitig musste die Übertragung absolut stabil laufen, durfte nicht ins Geld gehen und sollte sich in die vorhandene Infrastruktur einfügen.
Eine Kabelverbindung war im alpinen Gelände schlicht unmöglich. Damit blieb uns nur die Wahl einer kabellosen Lösung, die Hindernisse zuverlässig umgeht und gleichzeitig flexibel erweiterbar bleibt.
Zunächst prüften wir verschiedene Optionen: LTE, Glasfaser oder klassischer Richtfunk. Am Ende entschieden wir uns bewusst für eine Kombination, deren Herzstück ein WLAN-Richtstrahl bildet. Er ist im Vergleich kostengünstig, technisch erprobt und lässt sich bei Bedarf problemlos erweitern.
Dafür setzten wir auf Hochleistungs-WLAN-Antennen, die eine stabile Punkt-zu-Punkt-Verbindung herstellen. Ergänzt wurden sie durch mehrere IP-Kameras mit 'Power over Ethernet', verschiedene Switches zur Vernetzung an den einzelnen Standorten sowie einen Netzwerkrekorder (NVR), der das gesamte Videomaterial zuverlässig speichert.
Bevor es ins Gelände ging, bereiteten wir alle Komponenten sorgfältig vor. Dazu gehörte die Konfiguration der Hardware, die Einrichtung des Netzwerkrekorders für eine sichere lokale Speicherung und die Anpassung des bestehenden Netzwerkes. Durch diese gründliche Vorbereitung stellten wir sicher, dass später vor Ort alles reibungslos ineinandergreift.
Im nächsten Schritt starteten wir den Testbetrieb. Zunächst wurden die IP-Kameras unter realistischen Bedingungen geprüft, um Bildqualität und Stabilität zu gewährleisten. Anschliessend testeten wir den WLAN-Richtstrahl, um sicherzugehen, dass die Verbindung die geforderte Reichweite und Stabilität liefert. Diese Phase war entscheidend, um mögliche Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
Zum Abschluss folgte die eigentliche Inbetriebnahme. In enger Abstimmung mit dem Kunden und den beteiligten Installationspartnern wurde das System vor Ort aufgebaut. Eine sorgfältige Frequenzwahl reduzierte mögliche Störungen, die Anbindung erfolgte über PoE-Switches. Abschliessend integrierten wir die Videostreams in das bestehende Leitsystem – und damit was das Projekt erfolgreich abgeschlossen.
Die Tests zeigten: Trotz einer Distanz von über sechs Kilometern lief die Übertragung stabil und verzögerungsfrei. Live-Bilder wirkten flüssig und auch unter schwierigen Wetterbedingungen wie Regen oder Wind blieb die Verbindung zuverlässig.
Besonders knifflig war der Aufbau eines Relais auf der gegenüberliegenden Bergseite – notwendig, weil kein direkter Sichtkontakt zwischen der Brunnenstube und der Leitzentrale existierte. Die Lage auf über 2000 Metern Höhe stellte zusätzlich hohe Anforderungen an Planung und Vorkonfiguration. Gerade hier zeigte sich, wie wertvoll gründliche Vorbereitung ist.
Das Projekt hat gezeigt: Mit einem WLAN-Richstraht und guter Vorbereitung lässt sich selbst in einem abgelegenen und schwierigem Gelände eine kosteneffiziente und robuste Netzwerkanbindung aufbauen.
Eine gute Projektplanung entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.
Investitionen in hochwertige IP-Kameras zahlen sich aus.
Bei entlegenen Standorten ist eine saubere Vorkonfiguration unverzichtbar.
Fabian Manetsch ist seit 2023 Projektleiter, IT System Engineer und Web Developer bei Föllmi in Disentis/Mustér. Nach Abschluss seiner kaufm. Berufsmatura ist er in die IT gewechselt und hat durch verschiedene Weiterbildungen sein Fachwissen gefestigt. Als Product Manager für den Bereich 'Web' ist er Ansprechpartner für alle internen sowie kundenorientierten Web-Projekte.
Der leidenschaftliche Fasnächtler und Tennisspieler lebt mit seiner Familie in Disentis/Mustér und ist in seiner Freizeit oft in den Bergen – zu Fuss oder auf Ski – anzutreffen. Bei schlechtem Wetter tüftelt er auch mal gerne an seinem Smart Home.
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